Dresdens erstes Abgußmuseum: Die Gipse der Sammlung Anton Raphael Mengs werden 1794 in den fürstlichen Stallungen plaziert. Kolorierte Federzeichnung aus dem "Catalogue des jets de stuc des plus excellentes Antiques en Figures, Bas-reliefs, tetes, mains,... par Jean Gottlob Matthaei", Falttafel, unpubliziert.

Den ältesten und vielleicht wertvollsten Kern der Abgüsse bilden die Überreste der Sammlung Anton Raffael Mengs (1728-1779). Der sächsische, später spanische Hofmaler hatte in seinem römischen Atelier eine der damals meistbeachteten Abgußsammlungen zusammengetragen. Nach dem Tod von Mengs wurde der Nachlass durch die Erben 1783 nach Sachsen verkauft. Der Bestand war so beachtlich, daß man 1794 im alten Marstall das "Königlich Sächsische Mengsische Museum " einrichtete.

Inventarbuch mit Bildern: Es bezeugt das Aufstellungsprinzip der Skulpturen, nicht frei im Raum und streng nach Chronologie und Kunstepochen, sondern in Nischen und Gängen, vor Pfeilern und Pilastern, den Gesetzen der Architektur und ihrer Dekorelemente untergeordnet. Kolorierte Federzeichnung aus dem "Catalogue des jets" von J.G. Matthaei (1794) Taf. 34, unpubliziert.

 

Auch Goethe besuchte 1797 häufig die "Galerie und die Antiken, noch mehr aber die Gipsabgüsse". In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts stieg die Zahl der Abgüsse auf über zweitausend, insbesondere wurden Skulpturenfunde der kaiserlichen Grabung in Olympia, so z.B. der Bauschmuck des Zeustempels schon wenige Wochen nach deren Aufdeckung in vor Ort angefertigten Abgüssen nach Dresden geholt.
Seit 1889 standen die Abgüsse im Albertinum, im zweiten Obergeschoß und dem überglasten Lichthof. Zu den Höhepunkten gehören die fast vollständige Dokumentation des Parthenon auf der Athener Akropolis, die Olympiaskulpturen und auch der komplette Fries des Siphnierschatzhauses in Delphi.

Der gewaltige Parthenonsaal: an den Wänden in zwei Reihen der Fries, der in einer Länge von rund 160 m auf der Außenseite der Cella im Inneren des Tempels auf der Athener Akropolis umlief, rechts die Skulpturen des Ostgiebels, im Hintergrund vor dem ersten Pfeiler die Athena Giustiniani, vor dem zweiten eine Kore des Erechtheion. Dresden. Kgl. Abguss-Sammlung. 8110. H. Krone, 1891.

In breiter Auswahl waren Einzelplastiken der griechischen Kunst von der Mykenischen Zeit bis in den späten Hellenismus und der römischen Kaiserzeit vertreten.
Wer die mittelalterliche und neuzeitliche Abteilung der Dresdner Gipse durchforstet, wird den Skulpturenschmuck des Bamberger Doms ebenso wie die Pieta und den Moses Michelangelos, beträchtliche Teile des Ouvres von Donatello, auch Peter Vischer, klassizistische Produktion wie den Merkur von Berthel Thorwaldsen oder das Weimarer Goethe-Schiller-Denkmal des Lokalmatadoren Ernst Rietschel, eben viel Rodin, Schadow und Rauch entdecken.
Mit der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 griff das Feuer auch aufs Albertinum über und zerstörte den überglasten Lichthof und Teile der Abgüsse im zweiten Obergeschoss, ebenso den Westgiebel des Zeustempels, aber auch die Negativformen der Gipswerkstatt. Anfang der 60er Jahre folgte die Verlagerung der Abgüsse in das Kellerverlies, dessen Gewölbe sich schon im siebenjährigen Krieg bewährt hatten, wo sie sich bis heute befinden.

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